Motivation
Venedig war die Stadt meiner Träume, und alles was ich sah, übertraf meine Erwartungen.
George Sand
Venedig la Serenissima stand schon langem auf meiner Liste mit Photospots und Ende November 2023 war es dann soweit. Mit zwei Freunden, ebenfalls fotosüchtige Fotografen, macht ich mich auf den Weg um die Stadt bei Acqua Alta und im Nebel zu fotografieren. Die Gummistiefel hatte ich leider umsonst mitgenommen, da sich das Wetter entgegen der Planung von seiner schönsten Seite zeigte. Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel und Temperaturen von bis zu 14° C luden zu Kaffee, Ombra und Cicchetti im Freien ein.
Von unserem Quartier direkt am Markusplatz, einer großen Ferienwohnung mit drei Schlafzimmern, starteten wir all unsere Exkursionen. Von der zentralen Lage konnten wir alle Sestieri Venedigs bequem zu Fuß erreichen und hatten auch Gelegenheit tagsüber eine Fotopause in den eigenen vier Wänden zu verbringen. Venedig Neulingen oder auch Wiederholungstätern sei der Foto-Reise-Führer „Venedig fotografieren“ von Stefano Paterna empfohlen. Aufgeteilt nach den Sestieri bietet er zahlreiche Informationen zu den Fotospots, ist hervorragend bebildert und damit eine gute Basis für die Planung der eigenen Fotoexkursion.
Unterwegs mit der alten Lady
Nach gut 15 Jahren Abstinenz von der Analogfotografie hat es Marwan geschafft, mich für das Thema erneut zu begeistern und zwar mit einem ganz besonderen Schätzchen, der Widelux Panorama Kamera. Mechanik pur, begrenzte Zeit- und Blendeneinstellung, grobe Anpassung an die Lichtsituation über die Filmempfindlichkeit und externe Belichtungsmessung – soweit nichts neues für einen Fotografen, der mit der analogen Fotografie aufgewachsen ist. Aber großer Bildwinkel, drehendes Objektiv und spezielle Eigenheiten der alten Lady – doch etwas das mit dem man sich im Vorfeld auseinandersetzen sollte. Aus dem Gespräch mit Marwan sind mir ein paar Punkte hängen geblieben. Pass auf beim Einlegen des Films, die Filmführung in der Kamera ist nicht gerade sondern gebogen. Beachte, dass der Film auf der linken und rechten Seite unter einer Rolle hindurch gezogen werden muss, damit er sauber an der Negativbühne anliegt und dann mit etwas Fingerspitzengefühl in die Transportachse einführen. Unter den kritischen Augen meiner Fotokollegen habe ich diese erste Herausforderung gemeistert.
Aufgrund der zu erwartenden hohen Kontraste in den engen Gassen Venedigs habe ich mich zunächst für den Farbfilm 250D der Atlanta Film Corp. entschieden. Dann ging es raus zum Streifzug durch Venedig. Vor der ersten Aufnahme noch einmal kurz überlegt, was hat Marwan noch gesagt? Aufpassen auf Kameragurt und Finger, bei ungünstiger Haltung sind die aufgrund des großen Bildwinkels mit im Bild – okay daran werde ich bei jeder Aufnahme denken. Da war doch auch noch etwas mit dem Sucher – ach ja, auf dem Bild ist manchmal mehr als im Sucher zu sehen ist – kann ich als Brillenträger nur bestätigen und um große Verzerrungen zu vermeiden sollte man die Kamera mittels eingebauter Libelle gerade halten. Fehlt nur noch die Schärfentiefe, die wird über die eingestellte Blende gesteuert, soweit ich mich erinnern kann war der Tipp ab Blende 5,6 bis 8 für meine Stadtaufnahmen. Einiges was es zu beachten gibt, wenn man zum ersten Mal mit der alten Lady unterwegs ist.
Impressionen
Meine ersten Bilder machte ich parallel zu meiner digitalen Fotografie, stellte aber schnell fest, dass der häufige Wechsel zwischen den beiden Aufnahmemedien die Ruhe bei der Motivsuche störte. So entschied ich mich am Nachmittag gemeinsam mit einem Fotokollegen, nur mit der Widelux und meinem GOSSEN Sixtomat F2 Belichtungsmesser im Sestieri Dorsoduro herumzustreifen. Dort fand ich dann auch die gesuchte Muse und konzentrierte mich voll auf die schönen Motive. Nachdem der erste Film voll war spulte ich diesen zurück, was mit dem kleinen Rückspulknopf eine echte Herausforderung ist. Nachgeladen wurde mit dem etwas höherempfindlichen Farbfilm 500T der Atlanta Film Corp. da es schon auf den Abend zu ging und eine Blende mehr von Vorteil ist.
Nach weiteren Aufnahmen haben wir den Nachmittag im Sonnenuntergang, bei einem Aperol Spritz ausklingen lassen. Mein Fotokollege und ich philosophierten dabei angeregt über die verschiedenen Aufnahmemedien und die Vorteile der analogen Fotografie, die einfach auch zu Venedig passt. Wir stellten auch fest, dass die Beschränkung auf eine Kamera und ein Objektiv, die Konzentration auf das Motiv steigert. Gerade auch die Begrenzung auf ca. 17 Aufnahmen bei der Widelux oder im Allgemeinen durch die Länge des analogen Filmmaterials führt zu einer bewussteren Gestaltung und Entscheidung für jede einzelne Aufnahme. Mit dem außergewöhnlichen Aufnahmeformat ist die Widelux ein echtes Schätzchen unter den analogen Kameras.